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Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Achtung, heiß und fettig! Wer von euch kennt norddeutsche Pfütten und ihre Blutzuckerwirkung?

6 Kommentare

Die Inspiration für mein jüngstes Kochexperiment stammt aus einer Elmshorn-Gruppe bei Facebook. Da fragte kurz vor Silvester jemand in die Runde, wer seine Berliner noch selbst backt. In den Antworten auf diese Frage lernte ich ein neues Wort kennen: Pfütten, eine Unterart der Gattung Berliner (auch Pförten, nahe der dänischen Grenze eher Æbleskiver und nahe der holländischen Grenze eher Poffertjes genannt), die offenbar zu Silvester hier in Norddeutschland Brauch sind. Weder Low-Carb, noch fettarm – aber natürlich musste ich das trotzdem unbedingt ausprobieren.

Eine kleine, aber entscheidende Info hinderte mich allerdings daran, gleich den Schneebesen zu zücken: Man  backt Pfütten in einer Pfüttenpfanne. Ich hatte weder eine Pfüttenpfanne, noch eine Vorstellung davon, was das eigentlich ist. Mist. Wer sich für meine kleine Odyssee in Sachen Pfüttenpfannenkauf interessiert, der kann die Geschichte hier auf meinem Elmshorn-Blog (inkl. Rezept für Pfütten) nachlesen. Nun ist es jedenfalls ein paar Tage her, dass – Amazon sei dank – meine gusseiserne, induktionstaugliche Pfüttenpfanne hier eingetroffen ist. Und gestern habe ich mich erstmals an die norddeutsche Silvester-Spezialität gewagt.

Erster Feldversuch mit Variante 1 des Rezepts

Ich habe mich dabei an die Variante 1 des Rezepts (schneller, einfacher Teig) gehalten und 200 Gramm Mehl, 2 Eier, ¼ Liter Milch, ein wenig Tagatesse (mein favorisierter Zuckeraustauschstoff, damit ich zumindest ein paar Einheiten Insulin einsparen kann), eine Prise Salz und ein halbes Päckchen Backpulver zu einem nicht allzu dünnflüssigen Teig verarbeitet. Pflaumenmus und Fett für die Pfanne standen bereit. Und dann legte ich los mit der Pfüttenbäckerei.

Das sind Handgriffe, die ein Azubi in der Bäckerei erst im dritten Lehrjahr lernt

Ich füllte Butterschmalz in die 9 Vertiefungen der Pfanne und wartete, bis es heiß und flüssig war. Dann füllte ich mit einer Saucenkelle Teig hinein. Als nächstes Pflaumenmus in den Teig, jede Portion Pflaumenmus bekam einen kleinen Schubs mit dem kleinen Expressolöffel, damit sich der Teigmantel darüber schließt und das Pflaumenmus beim Wenden nicht anbrennen kann. Das sagt sich allerdings leichter als es in der Realität ist. Ich fand, dass alles ziemlich schnell ging: Kaum hatte ich reihum alle Vertiefungen der Pfanne befüllt, war es eigentlich schon fast zu spät, reihum alle Pfütten mit Pflaumenmus zu füllen. Als in allen Pfütten Pflaumenmus einbackte, waren die ersten längst bereit zum Wenden. Das Wenden ist gar nicht so leicht: Man muss schnell genug sein und das kugelige Gebäck fix umdrehen, ohne dass der Teig und das Pflaumenmus über die Ufer treten. Ich tippe mal, dass das Handgriffe sind, die ein Azubi in der Bäckerei erst im dritten Lehrjahr lernt, wenn man schon eine gewisse Fingerfertigkeit voraussetzen kann.

Pfannenschrubben mit großem Kraft- und Fluchaufwand

Mir fehlte diese Fingerfertigkeit jedenfalls. Also schwappte der Teig, und das Pflaumenmus kam in Kontakt mit der Pfannenoberfläche, wo es so fest einbackte, dass ich jeden Moment damit rechnete, dass der Rauchmelder auslöst. Die zweite Neunerrunde Pfütten geriet deshalb ziemlich dunkel. Danach war erst einmal eine Pause angesagt, in der mein Mann Christoph mit ziemlich großem Kraft- und Fluchaufwand die nagelneue Pfanne schrubbte und mir anschließend empfahl, die restlichen Pfütten doch zum Üben vielleicht lieber ohne Pflaumenmusfüllung zu backen. Na gut, ich fand das einen durchaus zulässigen Einwand.

Nicht alle formschön, viele arg dunkel geraten – aber trotzdem lecker!

Am Ende hatten wir 32 Pfütten, zum Teil mit und zum Teil ohne Pflaumenmusfüllung. Nicht alle gleichermaßen formschön, etliche etwas arg dunkel geraten. Sie schmeckten allerdings trotzdem sehr lecker. Meine grobe Überschlagsrechnung ergab ca. 0,5 KE für die Pfütten ohne Pflaumenmusfüllung, ca. 0,8 KE für Pfütten mit Pflaumenmusfüllung. Ich futterte 8 oder 9 Stück und spritzte Insulin für 6 KE, und das kam erstaunlich gut hin – meine Glukosekurve zeigte sich ziemlich unbeeindruckt von den Pfütten. Muss an dem üppig dosierten Butterschmalz gelegen haben – Fett bremst schließlich die Kohlenhydrataufnahme!

Neujahrsvorsätze contra Pfüttenwendefingerfertigkeitstraining

Wenn ich mir als Neujahrsvorsatz nicht das Übliche vorgenommen hätte – also ein paar Kilo abzuspecken und folglich weniger fettige Kohlenhydratbomben zu essen – dann würde ich vielleicht einmal wöchentlich meine Pfüttenwendefingerfertigkeit trainieren. Angesichts der Neujahrsvorsätze könnte es nun aber sein, dass ein bisschen mehr Zeit verstreicht, bis ich die Pfanne das nächste Mal aus dem Schrank hole. Doch spätestens Silvester 2017 ist sie wieder im Einsatz!

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9. Januar 2016, 19:40 Uhr: Achtung, ein kleiner Nachtrag: Nachdem der Beitrag nun ein paar Stunden online ist, erreichte mich ein Leserkommentar mit dem Hinweis, dass meine Pfanne nicht 9, sondern 7 Vertiefungen für Pfütten hat. Das lässt sich schwer leugnen. Zu meiner Entschuldigung kann ich höchstens anführen, dass sich die 7 Vertiefungen im Eifer des Gefechts, wo alles so schnell gehen musste, wie (mindestens!) 9 Vertiefungen anfühlten. Allerdings sind damit meine KE-Berechnungen Makulatur. Ich bitte um Beachtung! 🙂 

6 Kommentare zu “Achtung, heiß und fettig! Wer von euch kennt norddeutsche Pfütten und ihre Blutzuckerwirkung?

  1. Die kenne ich hier in Nordamerika von meiner Oma—sie hat sie immer zum Heiligen Abend gekocht. Als die Oma älter geworden ist, hat meine Mutter das übernommen, und nun bin ich seit Jahren an der Reihe. Ich werde sie wieder übermorgen backen, in der Pfanne meiner Großtante Ida. Unser Rezept ist ein Hefeteig; meine Oma hat Backpflaumen in die Mitte gesteckt, aber wir sind auf die Rosinenvariation zurückgegangen, da unser Enkel Backpflaumen nicht mag. Es geht am besten, wenn zwei zusammen arbeiten; mein Mann füllt immer das Öl in die Pfanne und gibt den Teig in die Vertiefungen, ich komme nach und drehe sie—dann werden sie nicht zu dunkel. Man muss auch weniger Teig eingeben als man erwartet, da er schnell aufgeht. Unsere Version ist leider nicht Low-Carb—aber einmal im Jahr darf man sich das gönnen! Vielen Dank für die schöne Erinnerungen! Nett zu wissen, wo sie noch gebacken werden!

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  2. https://www.dietdoctor.com/low-carb/snacks?utm_source=Diet+Doctor+Newsletter&utm_campaign=873c2eee90-Test&utm_medium=email&utm_term=0_41db911777-873c2eee90-463448805

    Habe einen Link beigefügt.
    Low Carb use. Interessant sind auf der Webseite m.E. die Abbildungen von Obst und Gemüse usw. mit den KH Angaben. Diese habe ich mir ausgedruckt und in die Küche gehängt. Ganz praktisch.

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  3. Hallo Antje, danke für die genaue Vorführung des Rezeptes! Jetzt bin ich mir sicher, dass ich Poffertjes (so heißen sie in Aurich, tatsächlich nicht weit von Holland entfernt) weiterhin auf unserem Weihnachtsmarkt kaufen und genießen werde 🙂
    Ich habe dann wegen dem geringeren Aufwand einfach Schmandmuffins mit Heidelbeeren aus dem „Happy Carb“-Buch von Bettina Meiselbach gebacken: einfach, schnell, lecker und alle waren zufrieden 😉

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  4. Interessante Daratellung.
    Wie schwer ist ein Teil aus diesem „Trümmerhaufen“ 😄😄

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